Rio Negro/Amazonas: Extreme Wasserkrise und Versorgungsnotstand

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Die Amazonasregion erlebt in den Jahren 2023 und 2024 eine der schwersten Dürreperioden in ihrer Geschichte. Der Pegel des Rio Negro hat den niedrigsten Stand seit mehr als 120 Jahren erreicht: 12,66 Meter (4.10.2024) am Hafen von Manaus gemessen. Ein Jahr davor, im Oktober 2023, wurden ein Tiefststand von 12,70 Meter verzeichnet.  Dies sind die tiefsten jemals gemessenen Werte, die im Normalfall je nach Jahreszeit Pegelstände zwischen 17 und 25 Meter aufweisen. Die durch El Nino und die weltweite Klimakrise bedingte Trockenheit hat dramatische Folgen für die Umwelt und die Bevölkerung, insbesondere für die Ribeirinhos, die traditionellen Flussanwohner. 

Viele Nebenflüsse sind ausgetrocknet oder nicht mehr schiffbar, wodurch die Versorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten und anderen Gütern massiv eingeschränkt ist. Wichtigste Fortbewegungsmittel sind Boote, die auf den ausgetrockneten Nebenflüssen nicht mehr einsetzbar waren.

Viele Gemeinden haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, da Quellen versiegen und Flusswasser zunehmend verschmutzt ist. Ohne ausreichende Wasseraufbereitungsanlagen sind die Bewohner gezwungen, unsauberes Wasser zu nutzen, was zu Krankheiten wie Durchfall und Infektionen führt. Besonders betroffen sind abgelegene Gemeinden, die kaum Alternativen haben.

Hunger und Mangel an Basisversorgung

Mit der Dürre einher geht eine massive Nahrungsmittelknappheit. Die Fischbestände in den Flüssen sind stark zurückgegangen, was die Hauptnahrungsquelle der Ribeirinhos beeinträchtigt. Gleichzeitig erschweren die niedrigen Wasserstände und nicht mehr schiffbare Flüsse die Versorgung mit Lebensmitteln und medizinischer Hilfe. Viele Dörfer sind von jeglicher Versorgung abgeschnitten. Konsequenz kilometerlange Fußmärsche in sengender Hitze um zu Trinkwasser und Lebensmittel zu kommen

Fehlende sanitäre Versorgung

Neben der Trinkwasserknappheit verschärft das fehlende Abwassersystem die hygienischen Bedingungen. Ohne funktionierende Siedlungswasserwirtschaft kommt es zur Verschmutzung der verbleibenden Wasserquellen, wodurch sich das Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung weiter erhöht. 

Fehlende Energieversorgung

Die Trockenheit trifft auch die Stromversorgung, da viele Orte im Amazonasgebiet von Wasserkraftwerken abhängig sind. Die niedrigen Wasserstände verringern die Stromproduktion, was zu Stromabschaltungen und Ausfällen führt. Diese beeinträchtigen nicht nur den Alltag der Menschen, sondern auch Krankenhäuser und Schulen, die auf eine stabile Energieversorgung angewiesen sind. Viele Bewohner müssen auf teure Dieselgeneratoren zurückgreifen, was die Lebenshaltungskosten weiter erhöht.

Ausblick und Handlungsbedarf

Die aktuelle Krise zeigt die Dringlichkeit nachhaltiger Maßnahmen. Dazu gehören der Ausbau von Trinkwasseraufbereitungsanlagen, der Aufbau einer stabilen Energieversorgung, die Verbesserung der sanitären Infrastruktur sowie gezielte Hilfsprogramme für die betroffene Bevölkerung. Ohne langfristige Lösungen wird sich die Lage der Ribeirinhos und anderer betroffener Gemeinschaften weiter verschlechtern. Die Situation erfordert dringende politische und humanitäre Maßnahmen, um den Menschen am Amazonas eine Zukunftsperspektive zu bieten.