Hunderttausende Goldgräber, sogenannte „Garimpeiros“ agieren im Dschungel. Vielfach geködert, kommandiert und bezahlt von lokalen Kapos, die mit internationalen Drogen- und Goldkartellen kooperieren. Illegal, zerstörerisch, tödlich.
In Brasilien und in den Anrainerstaaten Kolumbien, Peru, Guyana usw. wühlen mehr als Hunderttausende dieser Goldsucher in den Flüssen und am Flussufer nach dem begehrten Metall. Doch der Preis für dieses Gold ist hoch: Umweltzerstörung, soziale Konflikte und akute Gesundheitsgefahr für die indigenen Gemeinschaften und die gesamte Region.
Gift im Fluss
Bei der Goldgewinnung wird Quecksilber verwendet, um das Gold aus dem Gestein zu lösen. Dieses hochgiftige Schwermetall gelangt so in die Flüsse und in die Luft, kontaminiert die Nahrungsketten. Indigene Gemeinschaften, die auf den Fischfang für ihre Ernährung angewiesen sind, sind besonders gefährdet.
Langjährige Quecksilberkontamination wirkt sich auf verschiedene Organe und Körpersysteme aus:
- Schädigung des Nervensystems, Zittern, Taubheit, Koordinationsstörungen, Sprachstörungen, Gedächtnisverlust, Depressionen und Angstzustände
- Entwicklungsstörungen bei Kindern: Entwicklungsverzögerungen und Lernbehinderungen
- Nierenschäden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinfarkt und Schlaganfall-Risiko, Immunschwäche, Fruchtbarkeitsstörungen, Fehlgeburten usw.
- Reproduktionsprobleme: Quecksilber kann die Fruchtbarkeit bei Männern und Frauen beeinträchtigen und zu Fehlgeburten und Frühgeburten führen.
Zerstörung des Regenwaldes
Für die Goldgewinnung werden große Flächen des Regenwaldes abgeholzt. Die Claims, die Gebiete, in denen illegal Gold abgebaut wird, hinterlassen kahle Landschaften und zerstören den Lebensraum unzähliger Pflanzen- und Tierarten.
Soziale Konflikte: Die Ankunft der Garimpeiros führt zu sozialen Konflikten mit den indigenen Gemeinschaften. Die Goldgräber beanspruchen Land und Ressourcen, die den Indigenen traditionell gehören. Es kommt zu Vertreibungen, Gewalt und sogar Mord.
Krankheiten und Kriminalität: Die Garimpeiros schleppen oft Krankheiten ein, gegen die die indigenen Völker keine Immunität haben. Beispiele Masern, Malaria, Grippe, sexuell übertragende Krankheiten wie Aids, Syphilis u.a.
Verlust jahrtausende alter indigener Lebensformen
Durch das Eindringen der weißen Goldschürfer werden insbesondere junge Indigene von den Goldschürfern geködert, ausgebeutet und missbraucht. Dies führt in den indigenen Gemeinschaften zu einem Verlust der Lebensformen. Althergebrachte Traditionen und Wissen über Jagen und Sammeln, indigene Sozialstrukturen innerhalb ihrer Gemeinschaften brechen weg, Junge wandern ab und enden vielfach in den Slums der Städte.
Der illegale Goldabbau am Amazonas ist eine Umweltkatastrophe ersten Ranges. Der Neue Präsident Lula da Silva hat in den ersten Monaten seiner Amtszeit Anfang 2023 im nördlichsten Bundesstaat Roraima beim Volk der Yanomamis, die seit Jahrzehnten massiv mit abertausenden illegalen Goldgräbern konfrontiert sind, ein erstes Exempel statuiert. Innerhalb von wenigen Monaten wurden zigtausende Goldgräber aus den indigenen Territorien vertrieben, durch Polizei, Militär und Umweltschutzbehörde IBAMA wurden technisches Gerät, Bagger, Boote, Flugzeuge vielfach an Ort und Stelle konfisziert und abgefackelt. Eintagsfliege oder neue Ordnung und Realität am krisengeschüttelten Amazonas?
Links:
Deutschlandfunk Podcast „Toxisches Gold“